Verschiedene Gemüsesorten, denen mit Strichlinien Arme und Hände gemalt wurden, und die durchs Bild laufen

"Gib Abfall einen Korb": Lebensmittelwertschätzung an der Oskar-von-Miller-Schule (Kassel)

Im Rahmen der bundesweiten Aktionswoche „Deutschland rettet Lebensmittel“ beteiligte sich die berufliche Schule aus Kassel am Tag der Schulverpflegung 2021, bei dem die Wertschätzung für unsere Lebensmittel im Vordergrund stand.

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Auch über den schulischen Alltag hinaus Kompetenzen zu entwickeln und einzubringen - genau hierfür sind solche Projekte gedacht.

Heidrun Quensel Oskar-von-Miller-Schule

Eckdaten der Schule

Schule:                           Oskar-von-Miller-Schule

Schulprofil:                    Berufliche Schule im Bereich der Stadt Kassel und des Landkreises Kassel

Anschrift:                       Weserstr. 7, 34125 Kassel

Schulleitung:                 Günter Fuchs & Christian Priester

Schulträger:                  Stadt Kassel

Schulart:                        Rechtlich selbstständige berufliche Schule

Schülerschaft:               2200 Schülerinnen und Schüler

Anzahl Essen pro Tag: Planen warmes Essen für die Zukunft

Verpflegungssystem:   Cafeteria mit kalten und warmen Getränken, belegte Brote und Brötchen, Obst. u.a.

Das Interview

Junge Menschen über Lebensmittelverschwendung und Mülltrennung aufzuklären – das hatte sich die Oskar-von-Miller-Schule zum Ziel ihrer Aktionen anlässlich des Tags der Schulverpflegung gesetzt. Im Rahmen der bundesweiten Aktionswoche „Deutschland rettet Lebensmittel“ beteiligte sich die berufliche Schule aus Kassel am Tag der Schulverpflegung 2021, bei dem die Wertschätzung für unsere Lebensmittel im Vordergrund stand. Heidrun Quensel, Mitarbeiterin der Lernothek und der Cafeteria berichtet, mit welchen Aktivitäten die Schülerinnen und Schüler für mehr Lebens­mittelwertschätzung sensibilisiert wurden.

Zum Tag der SchulverpflegungÖffnet sich in einem neuen Fenster

Lebensmittelverschwendung, Ernährungsbildung, Bildung für nachhaltige Entwicklung

Wir haben nachgefragt!

Wir haben an unserer Schule verschiedene Aktionen unter dem Motto „Rettet Lebensmittel“ umgesetzt. In der Cafeteria fanden Aktionstage zu den Themen „Gib Abfall einen Korb“ und „Zu gut für die Tonne“ statt. Anhand von Plakaten, Film und Interaktionen wurde darüber informiert, wer was wegwirft, warum so viele Lebensmittel in der Tonne landen und was jede und jeder Einzelne dagegen tun kann. So haben wir unter anderem auf verschiedene Apps gegen Lebensmittelverschwendung, wie zum Beispiel Motatos, ResQ, Etepetete und Too Good To Go aufmerksam gemacht. Wir konnten veranschaulichen, wo welche Lebensmittel am besten aufbewahrt werden und haben Frischhalte-Tipps gegeben. Besonders am Herzen lag uns das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD), das leider immer noch viele fälschlicherweise als „Wegwerfdatum“ ansehen.

Uns war aufgefallen, dass es in fast jedem Raum nur einen Mülleimer gab, was die Mülltrennung nicht möglich machte. Durch vorherige Aktionen haben wir uns daher das Thema Mülltrennung noch genauer angeschaut. Mit den Stadtreinigern Kassel und dem Amt für Schule und Bildung Kassel konnten wir gute Partner gewinnen, die uns verschiedene Mülltonnen zur Verfügung stellten. Nun können wir den Müll in vier Tonnen trennen: Gelb für Plastikmüll, Schwarz für Restmüll, Grün für Papiermüll und Braun als kleine Biotonne. Die Mülltrennung auf dem Schulhof erfolgt nach demselben Prinzip, sodass wir den Müll in den Gebäuden und Klassenräumen gut entsorgen können. Bei den Schülerinnen und Schülern bedarf es bislang allerdings noch oft an Erinnerungen den Müll sachgemäß zu trennen. Es herrscht hier noch viel Unsicherheit und Unwissenheit in einigen Köpfen.

Die Aktionstage „Deutschland rettet Lebensmittel“ wurden mit Unterstützung meines Kollegen C. Schröder vom 04. bis 06. Oktober 2021 angeboten. Angesprochen waren alle Lernenden, Lehrkräfte und Mitarbeitende. Die interessierten Klassen konnten sich im Vorfeld bei mir in der Lernothek anmelden. Die Lernothek bzw. Schulbücherei wird von mir seit 2018 betreut. Zusammen mit meinem Kollegen, der als Lehrer tätig ist, stellen wir diese Aktionen auf die Beine. Wenn Zeit ist, helfen auch manchmal Lernende oder andere Kollegen mit. Eine solche Aktion vorzubereiten muss zeitlich und vom Ablauf gut geplant sein. Das dauert schon mal einige Wochen. In den verschiedenen Gebäuden unserer Schule, haben wir die Plakate der verschiedenen Aktionen aufgehängt und auch in der Lernothek kann man sich jederzeit die einzelnen Plakate oder Aufzeichnungen ansehen. In Zukunft versuchen wir verstärkt, auch andere Kolleginnen und Kollegen mit ins Boot zu holen. Zudem haben wir die Möglichkeit, dass uns zwei Sozialarbeiterinnen und Sozial­arbeiter unserer Schule unterstützen können.

Da die Lernenden beziehungsweise jungen Erwachsenen, der Berufsschule verschiedene Präsenzzeiten haben, bedarf es einer besonderen Planung. Wir versuchen die Aktionstage in einer Woche umzusetzen, in der möglichst viele Schülerinnen und Schüler an der Schule sind, um einen Großteil erreichen zu können. Generell nehmen an den verschiedenen Aktionen im Schnitt zehn Klassen teil. Die Klassenstärke liegt bei zehn bis zwanzig Lernenden. Pandemiebedingt waren leider viele Schülerinnen und Schüler zu den Aktionen nicht vor Ort in der Schule. Trotzdem konnte mit einem guten Hygienekonzept einiges angeboten werden. Die Aktionen finden meistens in der regulären Schulzeit statt und können von den Lehrkräften individuell geplant werden.

Da wir an unserer Schule keine große Aula haben, finden die Aktionen in verschiedenen beziehungsweise mehreren Räumen statt. Durch die Auslegung der Räume können wir immer einen kleinen Rundgang anbieten, der ungefähr 45 Minuten dauert. Diesen Rundgang mit verschiedenen Stationen zur jeweiligen Aktion durchlaufen die Schülerinnen und Schüler zusammen mit der Lehrkraft klassenweise nacheinander. Durch die Pandemie sind wir im Sommer auch auf den Schulhof ausge­wichen und haben dadurch im Gebäude weniger Durchlauf gehabt. Natürlich immer auch dort mit einem guten Hygienekonzept.

Das Thema Nachhaltigkeit ist uns wichtig. Wie bereits erwähnt, veranstalten wir hierzu circa viermal im Jahr unterschiedlichste Aktionen. Angefangen hat alles mit der Veranstaltung „Hessischer Tag der Schulverpflegung 2019“. Zu diesem Tag haben wir auch unsere eigenen Thermobecher für Kaffee to go eingeführt und mit dem Schullogo versehen. Mit verschiedenen Probierstationen aus saisonalen und regionalen Produkten, wie Gemüse, Obst und Brot, haben wir erstmals das Themen Essen und Trinken im Schulalltag aufgegriffen und auf das Thema aufmerksam gemacht. Im Jahr 2020 haben wir den Zuckerkonsum in Getränken und Lebensmitteln im Rahmen einer Aktion in den Blick genommen und konnten dieses Thema den Lernenden sehr anschaulich näherbringen. Dazu wurde eine Fotowand gestaltet, die verschiedene Getränke und ihren Zuckergehalt zeigt. Die Zuckerwand steht in unserer Cafeteria. Insofern lag es nahe, bei der Aktionswoche für mehr Lebensmittel­wert­schätzung mitzumachen. Mit unseren Aktivitäten möchten wir bewusstmachen, welche riesigen Mengen wir alle wegwerfen und wie viele Ressourcen hier verloren gehen. Wir wollen aufzeigen, wie Lebensmittel vor der „Endstation Tonne“ gerettet werden können, um so Lebensmittelverschwendung zu reduzieren.

Im Zuge dessen ist bei uns das Thema Müll in den Fokus gerückt. Wie in der ersten Frage genauer erläutert, konnte in Zusammenarbeit mit den Stadtreinigern Kassel und dem Amt für Schule und Bildung in Kassel ein Mülltrennungssystem an unserer Schule installiert werden.

Alle unsere Aktivitäten sollen die Lernenden und auch die gesamte Schulgemeinde zum Nachdenken und Mitmachen anregen, um so auch im späteren Leben besser gerüstet zu sein. Wir haben den Eindruck, dass die verschiedenen Aktionen gut bei den Schülerinnen und Schülern ankommen. Durch Feedback seitens der Lehrkräfte oder auch der Lernenden sind wir weiter bestrebt, interessante und anschauliche Aktionen anzubieten. Das Feedback holen wir gleich nach den Aktionen mit Hilfe eines positiven oder negativen Smileys an einer Aufstellwand ein. Die zum Großteil positiven Rückmeldungen regen uns zum Weitermachen an.

Generell sind die Schülerinnen und Schüler sehr interessiert und machen gerne interaktive Aktionen wie zum Beispiel ein Quiz, ein Rauschbrillen-Testlauf, eine Probierstationen mit selbstgemachten Snacks oder verschiedenes Obst, ein Bücherflohmarkt oder Nachhaltig mobil. Nachhaltig mobil heißt, dass die die Schulgemeinde an dem Tag nicht mit dem Auto, sondern mit dem Fahrrad, zu Fuß, mit dem Bus oder der Bahn zur Schule kommt.

Die Aktionstage werden über eine Rundmail im gesamten Kollegium bekannt gemacht. Gleichzeitig informieren wir die Lernenden mit Plakaten und Informationen auf unseren TV Geräten in den verschiedenen Gebäuden und mit Aufstellern in der Cafeteria.

Zu den verschiedenen Aktionstagen „Engagiert aufgeklärt der Gesundheitstag“ und zum Thema Nach­haltigkeit sind bereits Artikel in unserer Lokalzeitung der Hessischen Niedersächsischen Allgemeinen (HNA) erschienen.

Des Weiteren konnten wir durch eine Bewerbung im Jahr 2021/2022 eine Auszeichnung in Bronze als Verbraucherschule gewinnen. Das hat uns sehr gefreut und motiviert uns, noch weitere spannende Themen aufzugreifen und in Form von Aktionen für die Schülerinnen und Schüler anzubieten.

Im Rahmen Ihrer Teilnahme an der Aktionswoche „Deutschland rettet Lebensmittel“ und dem, von der Vernetzungsstelle Schulverpflegung Hessen, ausgeschriebenen Wettbewerb „Gemeinsam Lebensmittel wertschätzen – Schulgemeinden und –träger packen´s an!“ haben wir einen EfA-(Koch)-Workshop gewonnen. 

Der Kochworkshop fand am 12.01.2022 in unserer Cafeteria statt. Coronabedingt nahmen an dem Workshop elf Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrerin teil. Diese Klasse habe ich eingeladen, weil sich die Lernenden an unserem Aktionstag besonders engagiert gezeigt haben. Da wir nur eine kleine Cafeteria mit Backofen und zwei Herdplatten haben, standen wir vor großen Herausforderungen. Mit der tollen Unterstützung von Frau Dr. Schneider, vom gemeinnützigen Verein Essen für Alle (EfA), und Ihrem Ideenreichtum konnten wir auch diese Hürde meistern und an der einen oder anderen Stelle improvisieren. Alle haben mit Freude unter den gegebenen Bedingungen mitgemacht. Nach einem theoretischen Teil wurde dann geschnippelt und gebrutzelt, sodass wir am Ende des Tages leckeres Ofengemüse und „Arme Ritter“ verspeisen konnten. Auch mit einer kleinen Ausstattung, die sicher in vielen Schulen zu finden ist, können gerettete Lebensmittel verarbeitet werden. Durch die Aktion „Deutschland rettet Lebensmittel“ im Vorfeld des Kochworkshops hatten die Schülerinnen und Schüler schon viele Dinge über Lebensmittel gelernt und konnten so auch alles gut nachvollziehen. Übriggebliebene Speisen haben wir an unser Kollegium weiter­gegeben, die sich sehr gefreut haben. Ein Schüler hat sich besonders engagiert und die Liebe fürs „Kochen“ entdeckt. Das war sehr schön zu sehen. Vielleicht entsteht ja so sogar ein Wunsch, in diese Richtung etwas Berufliches zu machen. Genau hierfür sind solche Projekte gedacht, um auch über den schulischen Alltag hinaus Kompetenzen zu entwickeln und einzubringen.

Es war ein schöner, informativer und interessanter Tag, der zum Nachmachen einlädt.  Einen lieben Dank an Frau Dr. Schneider von dem Verein „Essen für alle“ für Ihre Ruhe und Geduld.

Das Thema Ernährung und Schulverpflegung hat bei uns einen großen Stellenwert. Die Werte, die wir durch unseren Bildungsauftrag durch die Aktionen in der Lernothek und den Themen in Form unterschiedlicher Aktionen vermitteln, müssen sich auch in der Versorgung wiederspiegeln. Seit den Sommerferien 2021 führen wir unsere Cafeteria selbstständig und möchten uns auch in Zukunft weiterentwickeln. Leider hat uns die Pandemie etwas ausgebremst, da viele Schülerinnen und Schüler nur im Online-Unterricht waren. Trotz allem wollen wir in Zukunft versuchen, unter anderem weniger zuckerhaltige Getränke anzubieten sowie mehr zu Vollkornprodukten zu greifen. Wir hoffen, dass uns das Schritt für Schritt gelingt und wir bei den Lernenden und dem Kollegium ein Bewusstsein für eine gesunde Ernährung wecken können. Des Weiteren haben wir in naher Zukunft vor, auch ein warmes Mittagessen anzubieten. Durch die jetzigen Gegebenheiten ist das leider nicht möglich. Wir bieten schon einige warme Snacks an, allerdings besteht da noch Verbesserungspotenzial. Anhand den Ergebnissen von Umfragen, welche wir bei Schülerinnen und Schülern, dem Kollegium und Mitarbeitenden durchführen, sind wir bemüht unser Angebot stetig zu erweitern und zu verbessern.

Ich kann die von uns durchgeführten Aktionen nur allen empfehlen. Es ist wichtig, diese Themen wiederholt anzusprechen und aufzugreifen. Dabei sind gute Recherchen und das Interesse der beteiligten Akteurinnen und Akteure sehr wichtig. Gute Gelingensbedingungen sind aus unseren Erfahrungen heraus aktive Aktionen zu planen, bei denen probiert und mit allen Sinnen erlebbar gemacht werden können.

Bei unserer Veranstaltung zum Thema „Alkohol im Straßenverkehr Fahrrad oder Auto“, konnten die über die Verkehrswacht Kassel ausgeliehen Rauschbrillen in einem Parcours ausprobiert werden. Es hat für viele Lacher gesorgt, gleichzeitig wollten wir mit dieser Aktion alle Lernenden dafür sensibi­lisieren, was schon eine geringe Menge Alkohol verursacht und welche Auswirkungen dies auf das Laufen, Fahrradfahren und Auto fahren hat. Des Weiteren haben wir die Stadtimkerei Kassel zu einer Aktion zum Thema Nachhaltigkeit und Umwelt eingeladen. Die Schülerinnen und Schüler haben viel über Bienen erfahren, konnten den Honig probieren und auch kaufen. Es war für alle sehr interessant – Vielen Dank an Herrn Hertwick von der Stadtimkerei in Kassel.

Meinem Kollegen C. Schröder und mir ist es wichtig, den jungen Heranwachsenden auch Themen außerhalb der Schule nahe zu bringen. Dinge, die auch für ihr weiteres Leben eine Rolle spielen sollten. Darunter zählen zum Beispiel die Themengebiete Nachhaltigkeit, Blutspende, Rauchen oder Alkohol, sowie bewussterer Umgang mit der Natur und den Ressourcen unserer Erde. Wir haben noch viele Ideen für das neue Jahr und hoffen den eingeschlagenen Weg weiter gehen zu können.

Ganz wichtig für uns ist es, durch die gute Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz und der DKMS, Blutspendertage und Typisierungsaktionen jährlich und öfter anbieten zu können. Eine Veranstaltung zum Thema „Die erste eigene Wohnung“ ist bereits in Planung. Die Teilnahme am 29.09.2022 zum 7. Hessischen Tag der Nachhaltigkeit steht ebenfalls für dieses Jahr an.

Sprechen Sie uns an!

Von Schule zu Schule

Persönlicher Erfahrungsaustausch

Ein persönlicher, kollegialer Erfahrungsaustausch ist immer dann besonders wichtig, wenn Schulen vor dem nächsten Entwicklungsschritt stehen und Fragen zur Erfahrung in ähnlicher Situation haben.

Kontakt

Die Oskar-von-Miller-Schule teilt ihre Erfahrung gerne mit anderen Schulen, die sich auf den Weg machen möchten.

Heidrun Quensel
Oskar-von-Miller-Schule
Telefon: +49 561 97896-43
E-Mail: h.quensel@ovm-kassel.de

Zur Vertiefung: Schulalltag und Praxis

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