Engelbert-Humperdinck-Schule (Frankfurt)

„Bewusst mit Genuss und gegen Verschwendung“ Engelbert-Humperdinck-Schule (Frankfurt)

Die Frankfurter Grundschule befasste sich in ihrem Ferienprogramm anlässlich der bundesweiten Aktion „Deutschland rettet Lebensmittel“ eine Woche lang mit dem Thema Wertschätzung von Lebensmitteln und Verschwendung von Essbarem.

Je enger die Zusammenarbeit zwischen allen Akteurinnen und Akteuren ist, umso besser wird das Ergebnis am Ende.

Inka Schlund Engelbert-Humperdinck-Schule

Eckdaten der Schule

Schule:                           Engelbert-Humperdinck-Schule

Schulprofil:                    Grundschule

Anschrift:                        Wolfsgangstr. 106, 60322 Frankfurt a. M.

Schulleitung:                 Manuela Remke

Schulträger:                   Stadtschulamt Frankfurt a. M.

Schulart:                        Grundschule

Schülerschaft:               361 Schülerinnen und Schüler

Anzahl Essen pro Tag: 195

Verpflegungssystem:   Chill-and-Cook

Das Interview

Wie lässt sich Lebensmittelverschwendung reduzieren? Dieser Frage gingen die Schülerinnen und Schüler der Engelbert-Humperdinck-Schule im Rahmen des Herbstferienprogramms auf den Grund. Inka Schlund leitet das Ganztagesbüro an der Schule und gibt einen Überblick über die Aktionswoche, in der die praktische Ernährungsbildung im Mittelpunkt stand.

Praktische Ernährungsbildung, Lebensmittelwertschätzung, Bildung für nachhaltige Entwicklung

Wir haben nachgefragt!

Wir waren mit den Schülerinnen und Schülern in einem Biolebensmittelladen und haben Biosiegel untersucht. Der Filialleiter hat sich viel Zeit für uns genommen und uns Kennzeichnungsvorschriften auf Verpackungen und Hygieneauflagen erklärt. Außerdem haben wir einen Erzeugermarkt besucht, auf dem wir zusammen mit den Schülerinnen und Schülern Lebensmittel probiert und eingekauft haben. Aus den eingekauften Erzeugnissen wurden dann in der Schule Kartoffel- und Apfelchips sowie gekochte Kartoffeln mit frisch zubereitetem Kräuterquark und Apfelgelee hergestellt und gemeinsam gekostet.

Die Aktionen fanden im Rahmen unseres Ferienprogramms vom 18. bis 22. Oktober 2021 statt. 45 Kinder der Klassen 1 bis 4 haben daran teilgenommen. Bei der Durchführung wurden wir von 20 Erwachsenen, überwiegend Bezugserzieherinnen und Bezugserzieher aus der Mittagsessen­betreuung, sowie Mitarbeitende aus der Küche, der Küchenchefin und selbstverständlich unserem Caterer „Sander Gourmet“, mit dem wir seit Jahren sehr vertrauensvoll zusammenarbeiten, unterstützt.

Für die Umsetzung und Planung der Ferienprogramme bin ich zuständig und stehe hierfür im Austausch mit dem gesamten Team. Mögliche Themen werden auch aus der Kinderkonferenz entnommen, die einmal im Monat stattfindet und an der die Konrektorin, sowie die jeweiligen Klassensprecherinnen und Klassensprecher der Klassen teilnehmen. Die Schülerinnen und Schüler tragen Ihre Anliegen an die jeweiligen Klassensprecherinnen und Klassensprecher, die diese dann in die Konferenz tragen und hier dann gemeinsam besprochen werden – somit können sich alle einbringen und die Meinung wird gehört, denn diese ist uns wichtig.

Auch der Caterer wird generell sehr eng mit eingebunden. Die Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit jährlich Rückmeldung zu den Menüs der Mittagsverpflegung anhand von Bewertungskarten zu geben. Auf diese Art und Weise wird eine Evaluation sichergestellt und die Wünsche und Anregungen der Kinder können berücksichtigt werden. Die Evaluation erfolgt mit Hilfe einer zuständigen oder einem zuständigem Mitarbeitenden des Caterers aus dem Bezirk und fördert zusätzlich den engen Austausch zwischen den Ausgabekräften und den Schülerinnen und Schülern, wenn diese Anliegen im Mensakreis ansprechen.

Essen ist kostbar. Wir müssen bewusst damit haushalten und umgehen. Das fängt beim Pausenbrot an und hört beim warmen Essen in der Mensa auf. Wir möchten Kinder für die Wertschätzung von Lebensmitteln sensibilisieren und ihnen vermitteln, wie eine nachhaltige, gesunde Ernährung aussehen kann. Die Kinder sind immer sehr begeistert und engagiert was die Themen zu Umwelt und Nachhaltigkeit betrifft. Dabei bringen sie auch eine gewisse Vorbildung aus dem Elternhaus mit. Die Eltern unterstützen ebenfalls tatkräftig bei Projekten indem Sie für die Kinder bezüglich dieser Themen ansprechbar sind.

Über die Homepage der Schule wird das jeweilige Ferienprogramm, sowie die angebotenen AGs aus dem Ganztagsbereich vorgestellt und kommuniziert. Aktuell bieten wir 36 AGs an, darunter auch eine Koch-AG, eine Garten-AG und eine Bewegungs-AG.

An unserem Ferienprogramm können grundsätzlich alle interessierten Kinder teilnehmen, manche vereisen aber beispielsweise mit ihren Eltern und sind daher in den Ferien nicht vor Ort. Die Inhalte des Ferienprogramms werden auf unserer Homepage kommuniziert, woraufhin die Eltern ihre Kinder dann anmelden können und wichtige Informationen per E-Mail erhalten.

In der Aktionswoche haben wir eine Posterreihe erarbeitet und unsere Ergebnisse, für alle sichtbar, in der Schule ausgestellt. Wir haben die Posterreihe bewusst an den Wänden eines zentralen Flurs angebracht, damit quasi niemand an ihr vorbeikommt. Darüber hinaus stellen wir den Lehrkräften das Projekt auf der Schulkonferenz vor und halten sie dazu an, aktiv mit ihren Schülerinnen und Schülern die Ausstellung zu besuchen.

Das Wichtigste vorweg: es muss allen schmecken! Wir sind in einem engen Austausch mit den Mitgliedern des Mensakreises und damit auch unserem Caterer. Zu all unseren Gerichten geben die Kinder jährlich Rückmeldung, die Änderungswünsche werden an den Caterer kommuniziert und Rezepturen daraufhin ggf. angepasst oder es wird versucht eine anderweitige Lösung zu finden.

Für unsere Salate verwenden wir ausschließlich frische Kräuter aus unserem Schulgarten, die von unserer Garten-AG angepflanzt und gepflegt werden. Die Schülerinnen und Schüler erlangen somit einen Bezug zu ihrem Essen und wissen, wie viel Arbeit und Pflege für das Anbauen von Lebensmitteln notwendig ist, was zur Lebensmittelwertschätzung beiträgt.

Die Kinder haben bei dem Mittagessen die Wahl zwischen zwei Menüs und entscheiden selbst, wie viel sie von welchem Gericht essen möchten. Dadurch erreichen wir, dass meist für jeden und jede etwas dabei ist und so gut wie nichts weggeworfen wird.

Der Mensakreis wird bei uns als Koordinationsteam „Mittagessen“ bezeichnet und setzt sich aus der Küchenleitung, einer Lehrkraft, der Schulleitung und mir als Vertreterin aus dem Ganztag zusammen. Alle zwei Monate tagen wir zu den aktuellen Themen und beraten an dieser Stelle über die Auswertung der Evaluation der Kinder, deren Rückmeldung über die monatliche Kinderkonferenz ebenfalls in die Arbeit im Mensakreis einfließt. Die Küchenleitung bringt die Anliegen aus der Küche/ Ausgabe mit, vertritt somit die Anliegen von den zwei Mitarbeitenden in der Schule und bringt die wertvollen Erfahrungen aus der täglichen Arbeit in der Runde mit ein. Ein Austausch zwischen der Stadt und dem Caterer findet aktuell jährlich statt, wird in Zukunft voraussichtlich ausgebaut werden da sich hier die Strukturen im Umbruch befinden. 

Ich kann anderen Schulen die Durchführung unserer, bzw. ähnlicher, Aktionen auf jeden Fall empfehlen. Vor allem für das Koordinationsteam „Mittagessen“ (entspricht dem Mensakreis) ist es von großer Bedeutung, das Thema Nachhaltigkeit und Lebensmittelwertschätzung aufzugreifen und die Schulgemeinde hierfür zu sensibilisieren. Erfahrungsgemäß bereitet den Kindern das Thema „Essen und Kochen“ sehr viel Spaß und sie sind mit großem Eifer dabei.

Damit dies gelingen kann, müssen alle Akteurinnen und Akteure mitgenommen und eingebunden werden. Am wichtigsten ist es, die Schülerinnen und Schüler z. B. durch die jährlichen Essensbewertungen mit einzubeziehen und im Rahmen der Kinderkonferenz eine Mitbestimmung zu ermöglichen. Dadurch, dass wir den Kindern somit eine gleichwertige Stimme geben, fühlen sie sich ernst genommen und genau das fördert neben der Sensibilisierung auch die Akzeptanz des Mittagessens.

Ernährungsbildung hat seit Jahren einen hohen Stellenwert bei uns an der Schule. Beispielsweise besteht seit Langem eine Kooperation mit dem Programm „Klasse 2000“. Von Klasse 1-4 werden hier Themen zu Ernährung, Bewegung und Achtsamkeit aufgegriffen und spielerisch vermittelt.

Im Frühjahr 2022 ist auch der Besuch auf dem Bauernhof geplant. Einen Zuschuss dafür haben wir durch die Teilnahme an dem Wettbewerb „Gemeinsam Lebensmittel wertschätzen – Schulgemeinden und -träger packen´s an!“ der Vernetzungsstelle Schulverpflegung Hessen erhalten, den wir als eine von drei Schulen gewonnen haben.

Der Transfer von Aktivitäten in der Schule ins Elternhaus ist uns ebenfalls ein Anliegen. Vor einiger Zeit haben wir die Kinder ermutigt, mit ihren Eltern die Pausenbrote zu besprechen. Wir konnten vorher ein hohes Müllaufkommen durch weggeworfene Brote beobachten. Vor allem die älteren Schülerinnen und Schüler der 3. und 4. Klassen können gemeinsam mit ihren Eltern besprechen, was sie gerne essen und mitnehmen möchten. Durch diese Aktion konnten wir feststellen, dass erheblich weniger Pausenbrote entsorgt werden mussten.  

Durch die Sensibilisierung im Unterricht und den Einbezug der Kinder wird die Mittagsverpflegung gut akzeptiert und nachgefragt. Aktuell wird die Mittagsverpflegung von 180 Ganztagskinder genutzt und es liegen uns weitere Anfragen zur Teilnahme vor. Ein Ausbau des Angebots ist aktuell aufgrund der Größe unserer Mensa noch nicht möglich, hieran arbeiten wir aktuell. Für das Mittagessen haben wir festgelegte Essenszeiten von 12.00 Uhr bis 14.15 Uhr, denn es ist uns wichtig, ausreichend Zeit zum Essen einzuplanen. Weiterhin gibt es an unserer Schule die Regel, dass alle Schülerinnen und Schüler mindestens 15 Minuten zum Essen am Tisch verbleiben. So fördern und vermitteln wir eine gewünschte Essenskultur, die zum Austausch untereinander anregt. Die Kinder werden beim Mittagessen von Bezugserzieherinnen und Bezugserzieher betreut, wobei auf einen Jahrgang immer zwei betreuende Personen kommen. Unterstütz werden diese zusätzlich durch Studierende. Durch unser pauschales Bezahlsystem können die Schülerinnen und Schüler vor Ort wählen, was sie zum Mittag essen möchten – abgerechnet wird in Form eines monatlichen Bezahlsystem. Jedes Mittagessen kostet 3 €, die Differenz der Kosten wird durch die Stadt gedeckt.

Die Versorgung der Schülerinnen und Schüler über den ganzen Tag hinweg ist uns ein wichtiges Anliegen, neben der Mittagsverpflegung bietet unser Nachmittagscafé täglich bis 16.30 Uhr Snacks an. Dieses Angebot wird von unseren Schülerinnen und Schülern ebenfalls sehr gut angenommen. Dabei können die Kinder zwischen Übriggebliebenen vom Mittagessen, wie beispielsweise Nudeln mit Soße, Obst oder Gemüse, wie Apfelstücke, Karotten- und Gurkensticks oder auch belegte Brote wählen. Zu trinken gibt es Wasser und Tee.

Das ganze Projekt um den Tag der Schulverpflegung war eine gute Aktion und unsere Schule nimmt beim nächsten Mal gerne wieder teil. Vor allem die Kinder finden solche Aktionen gut und sind gerne dabei. Bezüglich der Umsetzung von Veränderungen kann ich nur den Tipp geben:  Je enger die Zusammenarbeit zwischen allen Akteurinnen und Akteuren ist, umso besser wird das Ergebnis am Ende.
Dabei darf nicht vergessen werden, dass die kleinen Schritte zählen. Alles, auch ein solches Projekt, muss wachsen. Es muss nicht von Beginn an perfekt sein – jeder Schritt, ist er auch noch so klein, baut auf dem anderen auf und bringt dem Ziel ein Stück weiter.  

Einblicke in das Projekt der Engelbert-Humperdinck-Schule

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Inka Schlund
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Telefon: +49 69 9150-6494
E-Mail: Betreuung.ehs@mail.com

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