Plenum einer Tagung

Landesweiter Kongress des Kompetenzzentrums Bildungssprache Deutsch

Am 21. September 2024 findet der erste landesweite Kongress des Kompetenzzentrums Bildungssprache Deutsch des Hessischen Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen und der vier Kompetenzstellen sowie der Hessischen Lehrkräfteakademie statt. Den inhaltlichen Schwerpunkt des Kongresses bildet der Aspekt der mündlichen Kommunikation.

Landesweiter Kongress

„Plädoyer für die Bildungssprache Deutsch: Wie stärken wir mündliche Kompetenzen, und wie kommen wir ins Gespräch?“

  • am Samstag, den 21.09.2024
  • von 9:00 Uhr bis 17:00 Uhr  
  • in der Justus-Liebig-Universität Gießen (Campus Recht und Wirtschaft)

Der Kongress richtet sich an alle Deutsch- und DaZ-Lehrkräfte sowie an mündlicher Kommunikation interessierte Kolleginnen und Kollegen. 

Mündliche Kommunikation ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Partizipation am Unterricht und damit einen langfristigen Bildungserfolg. Nur wer die mündliche Sprache als eigene Ressource nutzen kann, wird sich in Schule, Beruf und Gesellschaft Gehör verschaffen können.

Der Kongress thematisiert in Vorträgen und Workshops die unterschiedlichen Teilbereiche mündlichen Kompetenz und zeigt auf, wie eine Auseinandersetzung mit dem Thema Mündlichkeit aus den Perspektiven der vier hessischen Kompetenzstellen – Orthografie, Literatur, Deutsch als Zweitsprache und Mündliche Kommunikation – die Bestrebungen zur Stärkung der Bildungssprache Deutsch bereichern kann.

Ziel ist es, die Schülerinnen und Schüler zu befähigen, sich in unterschiedlichen kommunikativen Situationen angemessen auszudrücken und die mündliche Sprache zu nutzen, um komplexe fachliche Zusammenhäng konstruieren und darstellen zu können. Dies gelingt nur, wenn Lehrkräfte ein sprachbildendes Lernumfeld schaffen, das zur Förderung dieser wichtigen Sprachkompetenz beiträgt.

Tagungsprogramm 

9:00 Uhr

Ankommen / Stehcafé

9:30 Uhr

Begrüßung / Einführung in den Tag

  • Prof. Dr. Kati Hannken-Illjes (Philipps-Universität Marburg) 
  • Prof. Dr. Katharina Lorenz (Justus-Liebig-Universität Gießen)
  • Ministerialdirigent Christopher Textor (HMKB)

Tagesmoderation: Dr. Martin Blawid (HMKB)

10:00 Uhr

Begrüßung  

Herr Staatsminister Armin Schwarz, Hessischer Minister für Kultus, Bildung und Chancen 

10:30 Uhr

Schülerinnen und Schüler des Kinder- und Jugendparlaments Marburg: 

„Kommunizieren und Argumentieren – Welche Bedeutung haben diese Kompetenzen für die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen?“

10:45 Uhr

Eröffnungsvortrag von Prof. Dr. Kati Hannken-Illjes und Prof. Dr. Cordula Schwarze, Universität Marburg von der Kompetenzstelle mündliche Kommunikation

Miteinander sprechen, einander Sachverhalte erklären, miteinander argumentieren sind wesentliche Fähigkeiten für gesellschaftliche Teilhabe und demokratisches Handeln sowie zentrale Gegenstände des Deutschunterrichts.

Der Vortrag gibt einen Überblick über aktuelle Entwicklungen in Forschung und Didaktik zur mündlichen Bildungssprache Deutsch. Grundlegend ist die zweifache Bestimmung gesprochener Sprache im Deutschunterricht: Sprache im Medium des Mündlichen ist sowohl das Lernmedium im Unterricht als auch ein spezifisch bestimmbarer Lerngegenstand des Unterrichts. Mit dieser Bestimmung geraten sowohl Prozesse der Unterrichtsinteraktion und deren erwerbsförderliches Potenzial in den Blick als auch konkrete Aspekte der Bildung und Förderung von Elementen mündlicher Sprachkompetenz. 

Exemplarisch wird diese Spannung anhand der bildungssprachlichen Praktik des Argumentierens mit ihrer Doppelfunktion im Unterricht – lernen zu argumentieren und argumentieren, um zu lernen – aufgezeigt und darauf aufbauend werden Implikationen für den Unterricht diskutiert.
 

11:30 Uhr

Kaffeepause mit anschließendem Raumwechsel

11:45 Uhr

Impulsvorträge der Kompetenzstellen

Von der Mündlichkeit zur Schriftlichkeit: Die Schlüsselstellung des mündlichen Erzählens bei der Aneignung schriftlicher Textstrukturen in der Grundschule

Geschriebene Sprache unterscheidet sich von gesprochener Sprache nicht nur im schriftlichen Medium ihrer Übertragung, sondern auch durch zahlreiche Strukturen, die im schulischen Spracherwerb erst erworben werden müssen. Die Untersuchung gesprochener und geschriebener Sprache (im Rahmen des Kompetenzbereichs „Sprache untersuchen“) kann dabei helfen, verschiedene Ebenen zu unterscheiden:

  • Explizitformen: Genauigkeit in der Bezeichnung von Sachverhalten und Personen, die im konkreten Handlungskontext nicht erforderlich ist.
  • Besondere Sprachstrukturen: Aussagen in geschriebener Sprache werden stärker verdichtet, während sie im gesprochenen aneinandergereiht werden.
  • Norm versus Funktion: Schriftliche Erzählungen erfordern zum Beispiel das Präteritum („erzählte Welt“), während in gesprochener Sprache das Perfekt dieselbe Funktion erfüllt.

Prof. Dr. Ulrich Mehlem, i. R., Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, Frankfurt am Main 

„Sprachmündig werden. Forschende Literaturgespräche im Unterricht 

Dass der Deutschunterricht zum Sprachunterricht werden muss, wenn er ein Bildungsangebot für alle sein möchte, gehört zu den wesentlichen Erkenntnissen, die aktuelle Bildungsstudien nahelegen (vgl. z.B. QB-Bildungstrend 2022). Das bedeutet, dass die Entwicklung der Lese- und Schreibkompetenzen auf allen Schulstufen vom Ausbau der individuellen Sprachpotentiale der Schülerinnen und Schüler ausgehen muss. 

Wie soll das gehen? Eine Antwort auf diese Frage lautet: durch lernförderliche Sprechanlässe, durch die Erfahrung zunehmender Sprachmündigkeit im Unterricht und durch Gespräche über Texte, an denen sich alle Schülerinnen und Schüler beteiligen. Voraussetzung dafür ist, dass die Lernenden sich in jedem Augenblick als kompetent erleben, dass sie angstfrei und mitgestaltend am Gespräch teilnehmen können und die Erfahrung machen, dass sie im Sprechen ihr Textverständnis und ihre sprachlichen Möglichkeiten erweitern. 

In dem Vortrag wird anhand von Praxisbeispielen aus Unterrichtsgesprächen gezeigt, wie solche Sprechlernsituationen angeleitet und moderiert werden können. Im Mittelpunkt steht die Methode des forschenden Literaturgesprächs (FLG), bei dem die Lernenden ihre eigenen Fragen zum Text finden und in mehreren Schritten bearbeiten.

Prof. Dr. Hans Lösener, Pädagogische Hochschule, Heidelberg

Impulse zur Interaktionskompetenzen von DaZ-Lehrkräften 

Unterrichtliche Interaktion und insbesondere die Partizipation der Schülerinnen und Schüler gelten in der zweit- und fremdsprachendidaktischen Forschung als zentrale erwerbsförderliche Prozesse. Um diese zu ermöglichen, bedarf es seitens der Lehrkräfte gut ausgebildeter Interaktionskompetenzen, die in diesem Vortrag theoretisch fundiert, empirisch analysiert und didaktisch modelliert werden sollen. 

Zentral betrachtet werden Herausforderungen der alltäglichen Unterrichtspraxis wie Inputadaption, Scaffolding oder Lernendenaktivierung, die anhand videobasierter Fallanalysen näher beleuchtet und diskutiert werden, um das Bewusstsein für die Bedeutung interaktionaler Kompetenzen zu schärfen und Anregungen für die eigene Unterrichtspraxis zu geben.

Prof. Dr. Kathrin Siebold, Philipps-Universität, Marburg
 

Miteinander sprechen im Unterricht: eine Selbstverständlichkeit, oder?

Der Vortrag gibt einen Überblick über die Besonderheiten von Sprache und Kommunikation in der Interaktion und zeigt dann auf, warum mündliche Kompetenzen in allen Schulfächern von zentraler Bedeutung sind. Dabei werden verschiedene Bereiche thematisiert, in denen Schülerinnen und Schüler von einer gezielten Förderung ihrer kommunikativen Kompetenzen profitieren können. 

Eine zentrale Herausforderung besteht darin, dass die vielfältigen Anforderungen, die Schülerinnen und Schüler beim Sprechen bewältigen müssen, häufig nicht als Hürden wahrgenommen und daher nicht gezielt trainiert werden. Dies betrifft beispielsweise das Stellen von Fragen, das Darstellen von Haltungen und Positionen, das gemeinsame Treffen von Entscheidungen sowie das Präsentieren vor einer Gruppe in seinen verschiedenen Nuancen. 

Der letzte Teil des Vortrags ist der Klärung und Erklärung von Wortbedeutungen gewidmet, zum Beispiel für die Vermittlung von Fachbegriffen, aber auch für Wörter, die im Alltag der Kinder und Jugendlichen seltener vorkommen. Dabei werden verschiedene Formen der Bedeutungsrepräsentation, kommunikative Anforderungen und interaktionale Möglichkeiten mündlicher Wortbedeutungs(er)klärungen thematisiert.

Insgesamt plädiert der Vortrag für eine stärkere Beachtung der Mündlichkeit als Teil des Unterrichts, als Gelingensbedingung von Unterricht und als Kompetenzbereich, der auch im Berufsleben von großer Bedeutung ist.

Prof. Dr. Inga Harren, Pädagogische Hochschule, Heidelberg

12:30 Uhr

Mittagspause / Raumwechsel

16:15 Uhr

Raumwechsel 

16:30 Uhr

Ein Blick zurück – und einer voraus

Zusammenschau mit Prof. Dr. Roland Kaehlbrandt, Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft bei Bonn

16:45 Uhr

Verabschiedung und Evaluation

17:00 Uhr

Tagungsende 

Bitte beachten Sie:

  • Der Veranstaltungsort ist barrierefrei.
  • Getränke, Mittagessen und Snacks stehen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern kostenlos zur Verfügung.
  • Um an allen Phasen interaktiv teilnehmen zu können, wird darum gebeten ein mobiles Endgerät mitzubringen.
  • Teilnahmebescheinigungen werden vor Ort ausgegeben.
  • Parkplätze sind rund um das Universitätsgelände vorhanden.

Anmeldung

Die Anmeldung zum Kongress erfolgt online über das nachfolgende Anmeldeformular. 

Tagungsort

Mann mit Sprechblase in der Hand

Forschung & Schule

Kompetenzzentrum Bildungssprache Deutsch

Das Kompetenzzentrum trägt dazu bei, dass Erkenntnisse aus der Forschung in den Schulalltag gelangen.

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