Modellschule Obersberg (Bad Hersfeld)

OasE Schulkiosk – Bewirtschaftung in Eigenregie Modellschule Obersberg (Bad Hersfeld)

Regional, saisonal, gesund, nachhaltig mit fairen Preisen – das ist das Ziel des Fördervereins OasE mit Mensabetrieb e. V.. Wie die Umsetzung gelingt, verrät Frau Kammerzell-Schuchert, die Abteilungsleiterin der kaufmännischen Abteilung Teilzeit der Modellschule Obersberg in Bad Hersfeld und Geschäftsführerin der OasE ist.

Für uns sind Essen und Trinken unverzichtbare Bestandteile des Lebens, auch unseres schulischen Lebens, daher wurde der gemeinnützige Förderverein OasE e.V. gegründet.

A. Kammerzell-Schuchert Modellschule Obersberg

Eckdaten der Schule

Schule:                           Modellschule Obersberg

Schulprofil:                    Oberstufengymnasium und kaufmännische Berufsschule

Anschrift:                       Am Obersberg 25, 36251 Bad Hersfeld

Schulleitung:                 Karsten Backhaus

Schulträger:                  Landkreis Hersfeld Rotenburg

Schulart:                        Gymnasium und Berufsschule

Schülerschaft:               1.350 Schülerinnen und Schüler

Anzahl Essen pro Tag: Ca. 400 im Mittagessen- und Snackbereich

Verpflegungssystem:   Schulkiosk und Mensa mit täglich warmen Mittagessen- und Snackangebot (auch vegetarisch)

Das Interview 

Frau Kammerzell-Schuchert ist Abteilungsleiterin der kaufmännischen Abteilung Teilzeit der Modellschule Obersberg in Bad Hersfeld sowie Geschäftsführerin der OasE. Sie setzt sich gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen für ein abwechslungs­­­­reiches, gesundes und schmackhaftes Verpfle­gungs­angebot ein. Ziel des Fördervereins OasE mit Mensabetrieb e. V. ist es ein regionales, saisonales, gesundes, nachhaltiges Angebot mit fairen Preisen anzubieten. Wie die Umsetzung gelingt, verrät Sie im folgenden Interview.

Schulkiosk, Zwischenverpflegung, praktische Ernährungsbildung

Wir haben nachgefragt!

Wir sind eine Schulgemeinde aus drei Schulen mit circa 3.500 Personen bestehend aus Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften sowie Angestellten. Dazu gehören die Gesamtschule Obersberg (ab Klasse fünf), Modellschule Obersberg (gymnasiale Oberstufe und kaufmännische Berufsschule) sowie die Beruflichen Schulen Obersberg (gewerbliche Berufsschule). Täglich besuchen circa 800 bis 1000 Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Mitglieder der Schul­gemeinde die Mensa.

Die treibende Kraft vor 23 Jahren war ein Lehrerkräfte-Team, das damals mit der Neueinführung der vollschulischen Ausbildung zum Kaufmännischen Assistenten beziehungsweise zur Kaufmännischen Assistentin für Bürowirtschaft an der Modellschule Obersberg überlegte, wie reale betriebswirtschaftliche Praxis in die schulischen Inhalte integriert werden kann. Eine Chance dafür wurde in der Neugründung eines gemeinnützigen Vereins gesehen, der die Schulverpflegung im Fokus hat und gleichzeitig Schülerinnen und Schüler betriebs­wirtschaftlich einbinden sollte.

Für uns sind Essen und Trinken unverzichtbare Bestandteile des Lebens, auch unseres schulischen Lebens, daher wurde im Jahr 2000 der gemeinnützige Förderverein OasE e.V. von Lehrkräften der Modellschule Obersberg gegründet. Neben dem Symbol für Wohlfühlatmosphäre und dem Quell neuen Lebens durch Getränke und Snacks, steht der Name OasE auch für „Obersberger Verein für anwendungsbezogene schulische Erstausbildung“. Der Verein betreibt den Schulkiosk in Eigenregie. Seit einigen Jahren gibt es an unserer Schule zusätzlich ein Mittagsangebot, wodurch die Ergänzung des Vereins­namens (mit Mensabetrieb – OasE m.M. e.V.) notwendig war.

Wir möchten mit diesem Verein unser Produktangebot möglichst regional, saisonal, gesund, nachhaltig und mit fairen Preisen gestalten. Unser Ziel ist es uns immer weiter zu verbessern, um die Qualität zu sichern und kontinuierlich weiterzuentwickeln. Dazu pflegen wir als OASE Schulkiosk und Mensabetrieb einen freundlichen Umgang mit unseren Kunden (Schulgemeinde), nehmen Wünsche und Vorschläge gerne entgegen und berücksichtigen diese, um unser Produktsortiment weiter zu optimieren. Zudem ist es uns wichtig, dass die Arbeitsbedingungen und -entlohnung unserer Mitarbeitenden fair und überdurchschnittlich sind.

Unser motiviertes Mitarbeiterteam besteht aus meiner Kollegin Beate Weichgrebe als leitende Mitarbeiterin sowie sieben weiteren Beschäftigten, die in Teilzeit oder auf 450 Euro-Basis arbeiten. Darüber hinaus gehören zu unserem OasE-Team Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler – aktuell der Berufsfachschulklassen. Diese haben im Rahmen des wöchentlichen Projekt­unter­richts, der stundenplanmäßig mit drei bis vier Stunden berücksichtigt wird, die Aufgabe, das Produkt­angebot durch ihre Produktkreationen im Snack-Bereich auszubauen und zu verbessern. So sind im Laufe der Zeit Produkte, wie Obstsalat nach Saison, Gemüsesticks mit selbst zubereitetem Kräuterquark, Kartoffelecken, Pizzabrötchen, diverse Gemüsesuppen, Hähnchen „arabisch“ und die „Stulle“ neu in das Angebot aufgenommen worden. Dabei achten wir auf die Verwendung von regionalen und saisonalen Produkten. Die Schülerinnen und Schüler erleben „live“, ob ihre Ideen von den Kunden angenommen und dauerhaft im Schulkiosk umgesetzt werden können, oder ob weitere Marketing-Maßnahmen wie beispielsweise die Bespielung der Bildschirme im Eingangsbereich, Plakate in der Schule oder Durchsagen in den Pausen notwendig sind. Außerdem unterstützen sie die betriebs­wirt­schaftliche Abwicklung (Beschaffung, Personalbuchungen, Online-Banking) und erfahren was es bedeutet einen kaufmännischen Geschäftsbetrieb mitzuverantworten. Bevor der Projekt­unterricht startet, müssen die Schülerinnen und Schüler eine Hygieneschulung durchlaufen, um die Praxisanteile durchführen zu können. Pädagogisch werden sie von Lehrkräften beziehungsweise der leitenden Mitarbeiterin der OASE begleitet.

Wie bereits erwähnt bringen sich unsere Berufsfachschülerinnen und -schüler im Rahmen des wöchentlichen Projektunterrichts in unser Angebot mit ein. Weitere regelmäßig wiederkehrende Projekttage sind:

  • Der Tag der Schulverpflegung (September/Oktober)
  • Der Europatag (Mai)
  • Der Tag der offenen Tür (November)
  • Der Thementag „Schüler kochen für Schüler“ (2 x pro Schuljahr)
  • Das Catering (Planung und Durchführung) bei schulischen Veranstaltungen (je nach Anfrage)

Im Juli diesen Jahres fand zum ersten Mal ein Projekttag zum Thema „Gesunde Ernährung“ mit Schülerinnen und Schülern der Diätschule des Klinikums Bad Hersfeld GmbH an unserer Schule statt. Die Schülerinnen und Schüler des Klinikums gestalteten im Rahmen eines Jahresprojektes, welches auch benotet wurde, einen ganzen Tag zu diesem Thema und kümmerten sich um Informationen und Verpflegung. Dieses Projekt fand großen Anklang und soll nun zukünftig jährlich fortgeführt werden.

Ein wichtiges Kriterium unseres Angebots ist die nachhaltige Auswahl. Fair gehandelte Lebensmittel zum Beispiel Kaffee, Kakao und Süßwaren sowie saisonale Produkte wie Obst, Salat und Gemüse sind wesentliche Bestandteile unseres Sortiments. Ebenso werden verstärkt regionale Lieferanten berück­sichtigt, wie beispielsweise „Die Küchenfeen“, die uns täglich mit frisch zubereitetem ausge­wo­genem vegetarischem und fleischhaltigem Mittagessen beliefern. Unsere Wurst- und Fleischwaren beziehen wir seit Ende November 2007 von einer regionalen Metzgerei mit Hausschlachtung, die circa einen Kilometer von unserem Campus entfernt ist. Seit Januar 2009 bieten wir auch Getränke eines regionalen Anbieters an. Eine Bäckerei aus dem Nachbarort, beliefert uns täglich mit frischen Backwaren und fertigt auch „Extra­be­stel­lungen“ für uns an, dazu gehören zum Beispiel gebackene Hamburgerbrötchen. Obst und Gemüse beziehen wir ebenfalls von einem regionalen Händler.

Das Benutzen von Mehrweggeschirr beziehungsweise Mehrwegflaschen und Getränkekartons, wie zum Beispiel bei der Schulmilch, ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Das Angebot am Vormittag, bestehend aus Brötchen und Snacks, wird von unseren Mitarbeiterinnen täglich frisch zubereitet.

Das Mittagessenangebot steht täglich von 12 Uhr bis 13.20 Uhr zur Verfügung. Es besteht aus zwei warmen Gerichten (vegetarisch und fleischhaltig), das von den „Küchenfeen“ frisch gekocht wird. Darüber hinaus gibt es eine Salatbar, deren Komponenten durch unsere Mitarbeiterinnen im Kiosk frisch zubereitet werden.

In den Zeiten der Globalisierung sind wir uns als Schulkiosk unserer gesellschaftlichen Verant­wortung durchaus bewusst. Deshalb bieten wir seit Dezember 2006 an unserem Kiosk OasE fair gehandelte Waren an. Die Rohstoffe, aus denen diese Waren entstehen, werden in der „Dritten Welt“ zu fairen Preisen eingekauft. Das heißt zu Preisen, die es den Produzenten in Afrika, Südamerika oder Asien ermöglichen, ein menschenwürdigeres Leben zu führen, ihre Familien zu ernähren und ihre Kinder zur Schule zu schicken, statt sie auf den Feldern arbeiten lassen zu müssen. Selbstverständlich liegen diese Preise deutlich über den Weltmarktpreisen, die an den Waren­termin­börsen gemacht werden. Dass das Geld auch wirklich den Produzenten in der sogenannten „Dritten Welt“ zugutekommt, garantiert das Siegel von Transfair, einem gemeinnützigen Verein, der von insgesamt 39 verschiedenen Organisationen getragen wird. Unser Lieferant für diese Produkte ist die Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt mbH (GEPA) und der Weltladen in Bad Hersfeld.

Die Kalkulation des warmen Mittagessens und des Snackangebots beruht auf Erfahrungswerten. Wir haben mehrere "Vorab-Bestellungs-Modelle“ ausprobiert. Dabei haben wir immer wieder die Erfahrung machen müssen, dass unser Kundenklientel spontan entscheiden möchte. Deshalb ist es zwar auch weiterhin möglich sich vorab eine Essenmarke zu kaufen, dies ist aber nicht zwingend erforderlich. Außerdem wird die OasE von Verantwortlichen aller drei Schulen darüber informiert, wenn „Sondertage“ anstehen, dazu zählen zum Beispiel die Abwesenheit von Klassen aufgrund Tages- und Klassenfahrten. Frau Weichgrebe berücksichtigt dies dann bei der Kalkulierung der Bestellungen. Bezahlt wird das Essen direkt bar oder kontaktlos per (mobiler) Girocard. Eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern der Sozialen Förder­stät­ten, die regelmäßig einmal pro Woche in der Mensa essen, bezahlen per Rechnung. Diese wird im Anschluss von dem jeweiligen Träger übernommen.

Anstehende Entscheidungen werden im OASE-Lehrkräfteteam in Zusammenarbeit mit der leitenden OASE-Mitarbeiterin getroffen und dabei unter anderem auch die Schülerinnen- und schülervertretung mit einbezogen. Die Austausche finden regelmäßig nach Bedarf statt. Darüber hinaus führen wir vor Ort Befragungen zu unserem Produktangebot durch. Die Schülerinnen und Schüler, die im Projektunterricht im Schulkiosk arbeiten, analysieren unter anderem über Fragebögen, wie zum Beispiel ein neu eingeführtes Produkt bei der Kundschaft ankommt oder welche weiteren Wünsche existieren. Zur Vereinfachung und Steigerung der Akzeptanz ist ein digitales Format der Befragung in Planung.

Eine große Herausforderung für uns ist aktuell die personelle Abdeckung und der Umgang mit diversen Preiserhöhungen. Personell haben wir zwei Mitarbeitende zu ersetzen, die aufgrund Ruhestands beziehungsweise länger­fristiger Krankheit nicht mehr oder aktuell nicht zur Verfügung stehen. Eine Stellen­anzeige über die sozialen Medien brachte zunächst keinen Erfolg. Coronabedingt haben sich auch in unserer Region viele ehemals im Gaststätten- und Hotelgewerbe tätige Personen umorientiert.

Die aktuellen Preiserhöhungen betreffen fast alle Bereiche unseres Produktprogramms, sodass eine umsichtige Erhöhung der Verkaufspreise unumgänglich wird.

Die Situation eines gelingenden Pfandsystems, vor allem in Bezug auf den Kaffee to go stellt uns bislang ebenfalls vor eine Herausforderung – hier haben wir noch keine passende Lösung gefunden.  

Tatsächlich sind es einige Faktoren, die im Zusammenspiel für ein erfolgreiches Gelingen sorgen:

  • Qualifizierte und motivierte Kollegen, die sich mit dem Schulkiosk OasE identifizieren und ein „Händchen“ für den Verkauf an vorwiegend junge Menschen haben
  • Erfolgreiche Projektarbeit mit Schülerinnen und Schülern, was ein motiviertes Lehrerteam voraussetzt
  • Aktive und kreative Weiterentwicklung des Angebots und deren Qualität
  • Ehrenamtliches Engagement von Lehrkräften – ohne dieses geht fast nichts
  • Ein Schulträger, der sich in der Ausstattung und der Überlassung von Räumlichkeiten für den Schulkiosk und die Mensa kooperativ zeigt
  • Die Unterstützung der Schulleitung
  • Eine enge Zusammenarbeit sowie Absprachen mit unseren Lieferanten, die beispielsweise auch mehrfach am Tag anliefern können, wenn es die Umstände erfordern
  • Regelmäßige Teilnahme an Fortbildungen, wie beispielsweise die Angebote der Vernetzungsstelle Schulverpflegung Hessen

Wir haben sehr viele Ideen für die Zukunft und hoffen, dass wir sie umsetzen können. Im September werden wir das Projekt „Biogemüsekiste“ in Kooperation mit einer Erzeugergemeinschaft (SOLAWI) vor Ort austesten. Dadurch möchten wir den Bioanteil erhöhen. Die Idee ist es, dass die Schülerinnen und Schüler sich über das ein oder andere Gemüse eventuell genauer informieren müssen und sich daraufhin Rezepte überlegen, was mit dem gelieferten Gemüse gekocht werden kann.

Bei der wieder stattfindenden zweitägigen Ausbildungsmesse im Oktober an den Obersberg-Schulen kommen circa 56 ausstellende Betriebe, bei denen sich die Schülerinnen und Schüler informieren können. Für dieses Event ist unser Team bei der Planung und Durchführung des Caterings für Aussteller und Besucher verantwortlich.

Im kommenden Jahr feiert die Modellschule Obersberg ihr 50-jährigen Jubiläum. Hierzu werden einige Aktionen während des Schuljahres sowie eine Auftaktveranstaltung geplant und durchgeführt. Geplante Aktionen sind beispielsweise Audimax-Veranstaltungen, eine Sportveranstaltung wie ein Sponsorenlauf oder eine Party für die Schülerinnen und Schüler. Die verschiedenen Fachbereiche unserer Schule sind dazu aufgerufen eine Veranstaltung im Audimax zu organisieren. Passend dazu wird ein "Motto-Catering“ geboten. Das Motto der Veranstaltung des Fachbereichs wird somit begleitet von einem abgestimmtem Catering.

Sprechen Sie uns an!

Von Schule zu Schule

Persönlicher Erfahrungsaustausch

Sie möchten sich auch auf den Weg machen? Die Schulen der Praxisbeispiele teilen ihre Erfahrungen gerne mit anderen Schulen, die sich auch auf den Weg machen möchten. Sprechen Sie die Schulen an!

Kontakt

Die Modellschule Obersberg teilt ihre Erfahrungen gerne mit anderen Schulen, die sich auf den Weg machen möchten.

Anette Kammerzell-Schuchert
Modellschule Obersberg
Telefon: +49 6621 9594-124
E-Mail: A.Kammerzell-Schuchert@mso-hef.de

Zur Vertiefung: Schulalltag und Praxis

Schlagworte zum Thema