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Bildung für nachhaltige Entwicklung

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist kein „Thema“, das Schulen sowie andere Bildungseinrichtungen behandeln sollen, sondern ein Bildungskonzept, das durch entsprechende Inhalte und Methoden die Zukunftsfähigkeit unseres Handelns in den Mittelpunkt rückt und Kompetenzen der Lernenden fördert, die geeignet sind, nachhaltige Entwicklung zu erreichen.

Lesedauer:10 Minuten

BNE ist eine Möglichkeit, sich Themen aus Umwelt, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft auf handlungsorientierte und partizipative Weise zu erschließen. So können Schülerinnen und Schüler lernen, die Gegenwart und Zukunft kritisch und kreativ im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung mitzugestalten.

Zielsetzung von BNE

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) stellt die Frage der Zukunftsfähigkeit in den Mittelpunkt von Lernen, Unterricht und Schulleben: Wie kann eine gerechte gesellschaftliche Entwicklung gestaltet werden, damit alle Menschen – sowohl gegenwärtig als auch zukünftig lebende Generationen – ein gutes Leben unter Berücksichtigung der planetaren Grenzen führen können?

Ziel von BNE ist es, Menschen jeden Alters in die Lage zu versetzen, sowohl selbstverantwortlich als auch gemeinschaftlich die verschiedenen Bereiche gesellschaftlichen Zusammenlebens hin zu einer nachhaltigen Entwicklung verändern zu können. BNE befähigt einzuschätzen, wie sich das eigene Handeln auf die jetzige und auf zukünftige Generationen und das Leben in anderen Teilen der Welt auswirkt. So können informierte Entscheidungen getroffen und verantwortlich gewirkt werden, auf individueller wie auch auf gesellschaftlicher Ebene.

BNE ist kein zusätzliches „Thema“ für den Schulunterricht, sondern eine Möglichkeit, sich Themen aus Umwelt, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft auf handlungsorientierte und partizipative Weise zu erschließen und dabei bestehende Fächer- und Disziplingrenzen zu überschreiten. Auf diese Weise können Schüler und Schülerinnen lernen, die Gegenwart und Zukunft kritisch und kreativ im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung mitzugestalten.

Leitbild der nachhaltigen Entwicklung

Mit der Vision eines guten Lebens für alle Menschen weltweit innerhalb der planetaren Grenzen haben die Vereinten Nationen im Herbst 2015 die Agenda 2030 verabschiedet. 17 Ziele, die Sustainable Development Goals (SDGs) oder globalen Nachhaltigkeitsziele, bilden den Kern der Agenda und fassen zusammen, in welchen Bereichen nachhaltige Entwicklung gestärkt und verankert werden muss.

Die Agenda umfasst ökologische, soziale, wirtschaftliche und politische Ziele: Dazu gehören nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion ebenso wie Geschlechtergerechtigkeit oder Erhalt der Biodiversität.

Hochwertige Bildung für alle Menschen ist eines der Ziele und zugleich Grundbedingung für das Erreichen der Ziele: Nur durch Bildung im Sinne einer BNE können wir die sozialen, ökologischen, wirtschaftlichen und politischen Ziele der Agenda 2030 erreichen.

BNE als ganzheitliches Bildungskonzept

BNE ist kein „Thema“, das Schulen sowie andere Bildungseinrichtungen behandeln sollen, sondern ein Bildungskonzept, das durch entsprechende Inhalte und Methoden die Zukunftsfähigkeit unseres Handelns in den Mittelpunkt rückt und Kompetenzen der Lernenden fördert, die geeignet sind, nachhaltige Entwicklung zu erreichen.

Die Umsetzung von BNE erfordert Handlungsorientierung und eine interdisziplinäre Sichtweise. Beides wird in der schulischen Praxis häufig erschwert durch die strikte Trennung der Fächer und den 45-Minuten-Takt des Unterrichts. Das Arbeiten im Ganztag kann hier beispielsweise durch schulische sowie außerschulische ernährungsbildende Angebote Gestaltungsspielräume eröffnen; die Schulverpflegung ermöglicht Handlungsoptionen für eine nachhaltige Entwicklung einem Handlungsfeld mit maximalem Alltagsbezug für die Lernenden.

BNE in der Schulverpflegung und Ernährungsbildung

Die Frage nach der eigenen Ernährung hat für jeden von uns eine hohe Bedeutung mit vielen Dimensionen: sinnliche, gesundheitliche, emotionale, finanzielle und soziale Aspekte spielen eine Rolle. Auch für die nachhaltige Entwicklung unserer Gesellschaft ist die Frage, wie wir uns ernähren, von hoher Relevanz.

BNE macht diese Frage zum Thema, ohne den Lernenden Verhaltensvorgaben zu machen. Stattdessen bietet sie Perspektivwechsel und eigenständiges Ausprobieren an: Welche vegetarischen Gerichte kenne ich und kann sie selbst zubereiten? Welche heimischen Obst- und Gemüsesorten haben wann Erntesaison und welche schätze ich besonders? Wie weit sind manche exotischen Lebensmittel gereist und wie schmecken Alternativen mit kürzeren Anfahrtswegen? Wie kann ich überreife Früchte oder leicht matschiges Gemüse noch schmackhaft und appetitlich zubereiten?

Die Schulverpflegung ermöglicht hiermit die Berücksichtigung von BNE-Prinzipien, die im getakteten Fachunterricht häufig schwerer umzusetzen sind:

  • eine deutliche Handlungsorientierung, wenn Schülerinnen und Schüler selbst in die Planung und Zubereitung von Speisen einbezogen werden,
  • eine partizipative Vorgehensweise, wenn die Schülerinnen und Schüler nicht nur Speisen zubereiten und konsumieren, sondern in Entscheidungsprozessen (Was kommt auf den Speiseplan?) beteiligt sind,
  • das Erfahren von Selbstwirksamkeit im eigenen Ernährungsverhalten.

Voraussetzung hierfür ist, dass Ernährungsbildung und Schulverpflegung an einer Schule gemeinsam gedacht und umgesetzt werden, die zuständigen Akteure und Akteurinnen sich vernetzen und sich miteinander über die Zielsetzungen von Ernährungsbildung und Schulverpflegung in der eigenen Institution verständigen. Schulverpflegung und ihre Chance für eine BNE-Implementierung darf auch zur Chef- und Chefinnensache gemacht werden: Die Schulleitung sollte in die Vernetzung einbezogen werden, beispielsweise in Form eines Mensakreises der die Ausrichtung ernährungsbildender Maßnahmen und Gestaltung des Verpflegungsangebots lenkt und Schulentwicklungsprozesse vorantreibt. Entsprechende Aspekte wie die Umsetzung von ernährungsbezogenen Projekten oder die regelmäßige Teilnahme am Tag der Schulverpflegung können zum Beispiel im Schulleitbild verankert werden. Darüber hinaus kann die Schule ihr Engagement im Rahmen des Zertifizierungsprogramms „Schule & Gesundheit“ sichtbar machen. BNE zieht sich als Leitgedanke durch alle fünf Teilzertifikate, zu denen unter anderem „Ernährung und Konsum“ zählt.

Exkurs

Der Anbau von Lebensmitteln und Futterpflanzen für Masttiere, die Haltung von Nutztieren, Transport, Verarbeitung und Lagerung von Lebensmitteln kosten viele natürliche Ressourcen und verursachen Treibhausgas-Emissionen in beträchtlicher Höhe. Hierbei hat der jeweilige Ernährungsstil einen großen Einfluss darauf, wie stark wir Klima, Boden, Grundwasser und die globalen Ökosysteme mit unserer Ernährung be- beziehungsweise entlasten und wie viel Flächenverbrauch unsere Ernährung erfordert.

Eine pflanzenbasierte Ernährung, in der Fleischprodukte oder hochverarbeitete tierische Produkte wie Sahne und Butter nur sparsam eingesetzt werden, hat hier den stärksten positiven Effekt im Sinne eines deutlich reduzierten Impacts auf die planetaren Grenzen. Auch die Frage nach der Länge von Transportwegen, dem Grad der Verarbeitung, die Saisonalität von frischen Lebensmitteln und die Verwendung von Pestiziden und Mineraldünger in der Lebensmittelerzeugung haben einen Einfluss darauf, wie nachhaltig unsere Ernährungsweise ist. Und nicht zuletzt der sorgsame Umgang mit Lebensmitteln machen einen großen Unterschied: Bis zu 25 Prozent der produzierten Lebensmittel werden ungenutzt entsorgt und sorgt somit für gänzlich nutzlose planetare Belastung.

BNE im Ganztag

Ein Lernen und Lehren, das BNE in ihren Grundsätzen der Kompetenzförderung, der partizipativen und handlungsorientierten Lernarrangements und in ihrem Blick auf Lernwege als Verständigungs- statt auf Vermittlungsprozesse ernst nimmt und umsetzen will, stößt immer wieder auf zwei „natürliche Feinde“: den 45-Minuten-Unterricht-Takt sowie die strikte Unterrichtsaufteilung nach Fächern. Beides prägt die schulische Praxis und erschwert das Einüben interdisziplinärer Sichtweisen auf zukunftsrelevante Fragestellungen sowie offenere Lernarrangements, in denen Schülerinnen und Schüler sich als selbstverantwortlich für den eigenen Lernprozess verstehen.

Die Struktur einer ganztätig arbeitenden Schule erleichtert fächerübergreifendes, projektorientiertes Lernen. Sie ermöglicht eine Abkehr – oder zumindest eine Ergänzung - vom 45-Takt zu einem Lernrhythmus, der Zeit für selbstorganisiertes Lernen gibt. Offene Fragestellungen nach der Zukunftsfähigkeit unseres Lebensstils sind häufig sehr komplex, da sie naturwissenschaftliche, gesellschaftliche und ethische Dimensionen enthalten und keine eindeutigen Antworten bieten. Sie in 45 Minuten adäquat zu behandeln, ist schwierig bis unmöglich, auch hier bietet der verändertere Lernrhythmus große Chancen.

Der Ganztag erleichtert die Öffnung von Schule und bietet vielfältige Möglichkeiten, das Bildungskonzept umzusetzen. Der Qualitätsrahmen ganztägig arbeitender Schulen stellt dabei eine wichtige Orientierungshilfe dar, um die Strukturierung und die Implementierung der BNE in den Schulalltag zu integrieren. Das Außengelände, der Schulwald oder Schulgarten, die Kommune oder die benachbarte Pflegeeinrichtung können zu Bildungsorten werden, an denen die ökologischen Grundlagen unserer Existenz oder die Relevanz von gesellschaftlicher Verantwortung erfahren werden können. Die Schulküche erlaubt ein Ausprobieren von möglichen Varianten einer zukunftsfähigen Ernährung.

Eine besondere Bedeutung für den schulischen Ganztag können auch außerschulische Bildungspartner einnehmen: Der Imkerverein, der Gemeinschaftsgarten, der Waldpädagoge oder der Eine-Welt-Laden können feste Partner im Ganztagsangebot einer Schule werden, die die Schulen mit ihrem Angebot in ihrer BNE-Implementierung unterstützen.

Fazit: BNE als Herausforderung und Chance für eine zukunftsfähige Bildung

Um die heutige Schülergeneration auf eine Zukunft vorzubereiten, die von ökologischer Bedrohtheit und schnellen gesellschaftlichen Transformationsprozessen geprägt sein wird, brauchen wir das Bildungskonzept BNE, das Kompetenzen für zukunftsfähiges Handeln in den Mittelpunkt von Bildung stellt. Dieses in unser bestehendes Schulsystem, geprägt von Fachunterricht und Stundentakt, zu implementieren, ist eine große Herausforderung. Es bedarf des ganzheitlichen Bildungskonzepts BNE, um die Kompetenzen für zukunftsfähiges Handeln zu fördern und eine nachhaltige Entwicklung zu verankern. Das Lernen im Ganztag sowie Schulverpflegung und Ernährungsbildung als Teil des ganztägigen Lernens können hier als Türöffner für die BNE einen wichtigen Beitrag leisten.

Suchleiste mit dem Begriff "Schulverpflegung und Ganztag" und einer Hand, die auf die Lupe der Suchleiste tippt. Über der Suchleiste steht Fachinformation. Unten im Bild ist das Logos der Qualitätsbereiche.

Zur Vertiefung: Schulalltag und Praxis

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