Louise Schröder-Schule

Auf dem Weg zu einer gesundsheitsfördernden Schule Louise-Schroeder-Schule (Wiesbaden)

Silvia Wittur, Leiterin der Arbeitsgruppe „Schule & Gesundheit“, spricht mit uns über den Weg der Louise-Schroeder-Schule in Wiesbaden zum Gesamtzertifikat „Gesundheitsfördernde Schule“ – eine Zertifizierung des Hessischen Kultusministeriums (HKM).

Gesundheit an der Louise-Schroeder-Schule bedeutet in erster Linie auch Prävention bzw. Gesunderhaltung - momentan mehr denn je.

Silvia Wittur Louise-Schroeder-Schule

Eckdaten der Schule

Schule:                           Louise-Schroeder-Schule Wiesbaden

Schulprofil:                    Fachbereiche: Gesundheit, Ernährung, Gastronomie, Sozialwesen und Agrarwirtschaft

Anschrift:                       Brunhildenstraße 55, 65189 Wiesbaden

Schulleitung:                 Ute Stauch-Schauder

Schulträger:                   Landeshauptstadt Wiesbaden

Schulart:                       - Berufsschule: duale Ausbildung 20 verschiedener Berufe in vier Berufsfeldern
- Vollzeitschulformen: Berufsfachschule, Fachoberschule, höhere Berufsfachschule, Fachschule für Sozialwesen, Berufliches Gymnasium Gesundheit

Schülerschaft:               ca. 2000 Schülerinnen und Schüler

Anzahl Essen pro Tag: ca. 150 Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte

Verpflegungssystem:   der Kiosk/Pausenverkauf ist in Ausschreibung, da Ende letzten Jahres Pächter wegen Insolvenz gekündigt hat; das Verfahren dauert – auch Corona bedingt – an

Das Interview 

Seit 2016 ist die Louise-Schroeder-Schule in Wiesbaden eine „Gesundheitsfördernde Schule“. Sie wurde für Ihr Engagement vom Arbeitsbereich Schule & Gesundheit des Hessischen Kultusministeriums ausgezeichnet.

Bereits seit 2010 wird der gesundheitsförderliche Ansatz an der Wiesbadener Berufsschule kontinuierlich in immer mehr Bereiche des schulischen Lebens integriert. Ein entscheidender Schritt war dabei die Gründung der Arbeitsgruppe Schule & Gesundheit, die Silvia Wittur, Lehrkraft an der Louise-Schroeder-Schule, leitet.

Zertifizierung ‚Gesundheitsfördernde Schule‘

Wir haben nachgefragt!

Tatsächlich startete das Engagement im Bereich Gesundheitsförderung bereits 2006. Treibende Kräfte waren Elfie Schade und Anna Seiler sowie Katja Jäger. Die drei Lehrerinnen der Louise-Schroeder-Schule nahmen unter anderem das Sortiment des damaligen Pausenverkaufs zum Anlass, Überzeugungsarbeit bezüglich einer gesunden Ernährung bzw. Pausenverpflegung zu leisten. Durch das Projekt wurde eine Versachlichung des Themas angestrebt und das Sortiment wurde in der Tat ausgewogener. Später kamen Planung und Einrichtung eines bis heute gerne genutzten Lehrkräfteruheraumes und weitere Vorhaben hinzu. 

Am 5. Mai 2010 beschloss dann die Gesamtkonferenz die Zertifizierung nach den Richtlinien der „Gesundheitsfördernden Schule“ anzustreben. Ich selbst bin direkt, als ich 2011 an die Louise-Schroeder-Schule kam, der AG Schule und Gesundheit unter der damaligen Leitung von Elfie Schade beigetreten, und engagiere mich bis heute sehr gerne in diesem Bereich. Neben der Bedeutsamkeit des Themas liegt das sicherlich auch an unserem tollen und konstruktiv zusammen arbeitendem Team.

Auf die Gründung bin ich ja oben schon eingegangen. Koordination nach innen in die Schulgemeinschaft und nach außen mit externen Partnerinnen und Partnern ist eine wesentliche Aufgabe der AG Schule und Gesundheit (AG SG) und somit natürlich auch der Leitung.

Die AG SG initiiert Vorhaben, sammelt Ideen bzw. Wünsche von Schülerinnen und Schüler sowie Kolleginnen und Kollegen im Bereich Gesundheitsförderung. Ich fungiere dabei insbesondere als Bindungsstelle zur Schulleitung, Steuergruppe, den Abteilungsleitungen, dem Förderverein etc. Dazu gehört es auch Fortbildnerinnen und Fortbildner sowie Finanzierungsmöglichkeiten zu akquirieren, wie es zum Beispiel im Bereich unserer berufsspezifischen Präventionsmaßnahmen bei den Auszubildenden zur Gärnterin und zum Gärtner geschehen ist. Dort hat die Berufsgenossenschaft einen Teil der Kosten für ein Trainingsprogramm zur Rückenschule/Ergonomie durch eine externe Trainerin übernommen. 

Grundlegende Aufgaben sind naturgemäß die Vorbereitung und Durchführung der Maßnahmen zur Zertifizierung bzw. zunächst zur Erlangung der jeweiligen Teilzertifikate. In nächster Zukunft kümmern wir uns dann bereits um die im nächsten Jahr anstehende Rezertifizierung.

Eine Würdigung der Schulen mit der Gesamtzertifizierung „Gesundheitsfördernde Schule“ erfolgt grundsätzlich, wenn gesundheitsfördernde Maßnahmen aus mindestens vier Bereichen umgesetzt und damit mindestens vier Teilzertifikate erworben werden. Ein Engagement ist in den Bereichen Bewegung & Wahrnehmung, Ernährung & Konsum, Sucht & Gewaltprävention, Verkehr & Mobilität sowie Lehrkräftegesundheit möglich. Wir sind insbesondere in den Bereichen Bewegung & Wahrnehmung, Ernährung & Konsum, Sucht & Gewaltprävention sowie Lehrkräftegesundheit aktiv.

Hier einige Beispiele zu den einzelnen Bereichen/Teilzertifikaten die bereits fest installiert sind:

• Bewegung & Wahrnehmung

  • Bewegungseinheiten im Unterricht
  • Völkerballturniere
  • Sitzkissen für Klassen zum ergonomischen Sitzen im Unterricht - Anschaffung von Yogamatten, die spontan von Klassen genutzt werden können
  • Beratungssysteme zur pädagogischen Betreuung, z.B. auch durch UBUS (Unterrichtsbegleitende Unterstützung) …

 

• Ernährung & Konsum

  • Aufklärung/Information im Unterricht
  • Aufstellung eines Trinkbrunnens
  • Sortimentsänderung beim Pausenverkauf hin zu gesunden Alternativen
  • Restekochbuch erstellt von den Auszubildenden zur Köchin oder zum Koch…
  • Einführung eines Becherpfandsystems zur Müllvermeidung
  • Stromsparen mit EMI (Energieminderungsprogram) 

 

• Sucht & Gewaltprävention

  • Aufklärung/Information im Unterricht oder durch externe Expertinnen und Experten
  • „Smokerlyzer“-Projekt der AOK zur Rauchentwöhnung/-Prävention…
  • „Schule ohne Rassismus-Schule mit Courage“

 

•  Lehrkräftegesundheit

  • Einrichtung eines Lehrkräfteruheraumes
  • mehrfache Teilnahme Projekt „mit dem Rad zur Arbeit“…
  • regelmäßige Fortbildungsangebote zum Beispiel in den Bereichen Stimmbildung, Yoga am Arbeitsplatz, Aromatherapie, Stressbewältigung … 
  • Einführung der 2. Pause als 30-Minutenpause

Ganz aktuell geht es natürlich auch bei uns um die Einhaltung der Hygienemaßnahmen zur Eindämmung der Coronainfektionen sowie die entsprechende Aufklärung. 

Ein nächster wichtiger Schritt für uns sind die Planung bzw. erste Schritte im Sinne einer Feedbackkultur zur „Gefährdungsbeurteilung psychischer Gesundheit“ mit Unterstützung des Medical Airport Service. Über das Vorhaben sollte die Gesamtkonferenz im März abstimmen und dann eine entsprechende professionelle Online-Befragung durchgeführt werden. Bedingt durch Corona kam es nicht mehr zur Gesamtkonferenz. Wir hoffen, möglichst bald dort anknüpfen zu können. Die Auswertung der Umfrageergebnisse wird ebenfalls vom Medical Airport Service begleitet werden. 

Ebenso möchten wir unsere auf Auszubildende einzelner Berufsgruppen zugeschnittenen Präventionsmaßnahmen mit dem „Pilotprojekt“ bei den Gärtnerinnen und Gärtnern auf Schülerinnen und Schüler anderer Ausbildungsberufe ausweiten.  

Im nächsten Jahr steht außerdem die Rezertifizierung an.

Wie oben beschrieben, sind wir gerade in der Planung bzw. bei ersten Durchführungsschritten einer entsprechenden Online-Befragung. Bereits installiert ist die Feedbackkultur über  

  • Gesamtkonferenz
  • Informeller Austausch (aus jedem Fachbereich Mitglieder in AG Schule und Gesundheit)
  • Zu den einzelnen Fortbildungsangeboten gibt es Feedbackbögen.
  • Schülerinnen und Schüler Feedback schriftlich/mündlich, zum Beispiel in Vorbereitung der Umstellung des Kioskangebotes
  • Easy Eva Evaluationsprogram online. 

Herausforderungen:

  • Heterogenität einer Beruflichen Schule
  • Sortimentsgestaltung Kiosk/Pausenverkauf (Wirtschaftlichkeit vs. Gesundheit, umliegende Verkaufsstellen…)
  • knappe räumliche, zeitliche, finanzielle und personelle Ressourcen

 

Unterstützung

  • Ideen getragen von allen in der Schulgemeinde, insbesondere Unterstützung von Seiten der Sschulleitung, ohne diese kaum konstruktive und motivierte Arbeit möglich
  • Legitimation durch Gesamtkonferenz (vgl. Zertifizierung)
  • Teamarbeit 
  • Die Louise-Schroeder-Schule ist eine Schule mit dem Fachbereich Gesundheit, demnach ist dieses  Thema originär.

Ich gehe von einer stringenten Weiterführung bzw. -entwicklung der oben genannten bestehenden Projekte und die gleichzeitige Initiierung neuer Vorhaben aus. Speziell die Ausweitung der berufsspezifischen Präventionsmaßnahmen auf weitere Berufsgruppen sowie die Onlineabfrage zur „Gefährdungsbeurteilung psychischer Gesundheit“, unterstützt durch den Medical Airport Service, stehen hier im Fokus.

Die Integration von Maßnahmen zur Gesundheitsförderung in den schulischen  Alltag ist eine herausfordernde Aufgabe. Folgende Tipps kann ich anderen Schulen mit auf den Weg geben: 

  • überzeugte unterstützende Schulleitung
  • Transparenz und Informationspflicht gegenüber Schulgemeinde und dadurch Legitimation und Unterstützung
  • breite Basis, das heißt Mitglieder der AG SG kommen möglichst aus allen Gremien, Abteilungen, Hierarchien, Fachbereichen…
  • Fokussieren und Implementieren, kein Gießkannenprinzip
  • Zeit- und Ressourcenmanagement
  • Freiwilligkeit/Motivation
  • Teamarbeit

Ich kann mich nur wiederholen, die Arbeit im Feld Schule und Gesundheit ist topaktuell, lohnenswert, sinnstiftend und erfüllt im Hinblick auf unseren Bildungs- und Erziehungsauftrag sicherlich auch eine Vorbildfunktion.

Sprechen Sie uns an!

Von Schule zu Schule

Persönlicher Erfahrungsaustausch

Ein persönlicher, kollegialer Erfahrungsaustausch ist immer dann besonders wichtig, wenn Schulen vor dem nächsten Entwicklungsschritt stehen und Fragen zur Erfahrung in ähnlicher Situation haben.

Kontakt

Die Louise-Schroeder-Schule in Wiesbaden teilt ihre Erfahrung gerne mit anderen Schulen, die sich auf den Weg machen möchten.

Silvia Wittur
Louise-Schroeder-Schule
E-Mail: Silvia.Wittur@web.de

Zur Vertiefung: Schulalltag und Praxis

Schule und Gesundheit

Zertifizierung von Schulen als gesundheitsfördernde Schulen

Das Arbeitsfeld „Schule & Gesundheit“ des Hessischen Kultusministeriums bündelt alle Themen und Maßnahmen, die sich mit dem Thema Gesundheit und Schule befassen.

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